Dienstag, 29. Juni 2010

Die Geschichte vom Teekesselchen

Am Samstagmittag machten Linda und ich uns auf den Weg zum Masalamarkt. Ich wollte mir einen Teekessel kaufen. Als wir auf dem Markt nirgends genau den Teekessel finden konnten, den wir haben wollten, gaben wir es schon fast auf. Der Teekessel sollte eine bestimmte Größe und aus Blech sein. Uns zwei Muzungus konnte man wohl unsere Ratlosigkeit ansehen, denn nach kurzer Zeit kam ein junger Mann auf uns zu und fragte nach was wir suchten. Wir erzählten ihm, dass wir nach einem Teekessel in dieser bestimmten Größe und aus Blech suchen. Er wusste natürlich, wo man diesen bestimmten Kessel finden konnte. Er lies uns ca. 15 Minuten mitten auf dem Markt warten, während dessen er scheinbar den kompletten Masakamarkt (der nicht gerade klein ist) nach unserem Teekesselchen absuchte. Nach einer viertel Stunde kam er mit einem 3er Set Teekessel aus Edelstahl zurück. Danach hatten wir ja nicht gesucht. Trotzdem wollte er uns dieses Set viel zu überteuert andrehen. Wir winkten ab und waren schon im Begriff zu gehen, als er meinte, er würde noch mal los laufen.

Linda und ich warteten weitere 10 Minuten auf unseren Teekesselhändler. Während dessen schauten wir dem Treiben auf dem Markt zu. Viele betrunkene Männer zogen an uns vorbei (am Wochenende ist die Zahl an betrunkenen Männern um einiges erhöht). Die Eierfrau bot Linda ihren Stuhl zum sitzen an. Ein Mann, der mit den verschiedensten Farben an Nagellack über den Markt lief und den Marktfrauen die Fußnägel lackierte fragte, ob wir auch mal wollten. Dann kamen plötzlich drei Männer, alle drei hatten einen Teekessel in der Hand. Natürlich jeder einen anderen. Aber nicht den, den ich haben wollte. Scheinbar hatte sich auf dem Markt rumgesprochen, dass die Muzungus einen Teekessel suchten. Wir dankten den drei Herren und warteten weiter auf unseren Mann.

Nach 10 Minuten des Wartens kam er zurück. Total außer Atem und völlig verschwitzt hielte er uns stolz genau den Teekessel vor die Nase, nachdem wir gesucht hatten.
Jetzt ging’s ans Verhandeln: Natürlich setzte er mit einem enormen Muzungupreis an, der bei mehr als dem dreifachen des normalen Preises lag. Da sich Linda bereits genau diesen Teekessel vor einigen Monat gekauft hatte, kannten wir den üblichen Preis. Er konnte uns also nicht so leicht über den Tisch ziehen. Nach kurzer Verhandlung ging er mit dem Preis um weniger als ein Drittel runter. Das war aber immer noch nicht der Preis, für den ich den Kessel gekauft hätte. Leider lies er nicht mit sich reden, also verabschiedeten wir uns höflich. Die drei anderen Händler mit ihren Teekesseln in der Hand schalteten sich dann plötzlich auch noch ein, und meinten wir sollten etwas nachsichtig sein, schließlich sei er über den ganzen Markt gerannt, um uns unseren Kessel zu bringen.
Linda und ich machten uns auf den Weg zum Bus. Bis zur Busstation liefen uns die Männer mit dem Kessel hinterher. Ich erklärte, dass ich zwar diesen Kessel gerne haben möchte, aber nicht für diesen Preis und dass ich ihn mir dann eben woanders kaufen muss. So ging es ständig hin und her, bis er schließlich nachgab und sagte, ich könne ihn für meinen Preis haben. Mittlerweile war ich ziemlich genervt von der ganzen Kesselaktion und wäre eigentlich am liebsten nur noch gegangen. Na gut, ich holte mein Geld raus und während ich das tat fing er schon wieder an, ich solle doch noch zweitausend drauf legen. Ich stellte den Kessel auf den Boden und ging weiter. Meine Geduld war jetzt am Ende. Er hatte ihn mir fast nachgeworfen, als ich ihm dann das Geld gab. Immer noch das doppelte von dem üblichen Preis.

Völlig genervt, aber glücklich mit meinem Teekesselchen, stiegen Linda und ich in den Bus, um zurück in die Stadt zu fahren. Auf halber Strecke hielte der Bus an und zerrte einen Mann aus der Mitte des Busses, der scheinbar nicht genug Geld dabei hatte, um die volle Strecke in die Stadt bezahlen zu können. Er fluchte und tritt nach dem Contacter (das ist der Mann, der im Bus nie Platz hat und das Geld einsammelt). Linda und ich saßen in der letzten Reihe des Busses und als wir uns umdrehten, um nach dem Mann zu schauen, hob er einen riesigen Stein vom Boden auf, den er in Richtung Bus warf. Zum Glück hat er nicht getroffen, denn wenn er getroffen hätte, dann hätte dieser Stein die Heckscheibe eingeschlagen und uns getroffen.

Ein ganz normaler Tag in Ndola.

Liebste Grüße von Franzi

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