Sonntag, 25. Oktober 2009

Muli shani

Wieder ist eine Woche vorbei. Ich habe mich schon etwas länger nicht mehr gemeldet. Letzte Woche war ich leider schon wieder krank. Diesmal war es nur eine Grippe. Dafür aber eine heftige. Da die Symptome ähnlich, wenn nicht sogar gleich sind, wie bei der Malaria, habe ich mir Anfang der Woche schon wieder das Schlimmste ausgemalt. Die Family hat mich dann allerdings schnell beruhigt, dass es nur eine Grippe sein kann. Nachdem ich in einer echten Apotheke war (in der der Apotheker übrigens gleichzeitig auch ein Arzt ist – aha!) ging es mir aber schon schnell besser. Für ca. einen Euro gab er mir Erkältungskapseln, die ich drei Tage einnehmen musste und dann konnte ich auch schon wieder arbeiten gehen.

Die Arbeit gestaltet sich weiterhin sehr, sehr schwierig. Ich habe mich aus der Klasse zurück gezogen und kümmere mich seid einiger Zeit nur noch um die Babys. Die brauchen sowieso mehr Aufmerksamkeit. Ich wollte einfach nicht weiter mit zusehen, welche Methoden die da an den Tag legen. Dass die Schwester den Stock benutzt ist eine Sache, zum anderen wollte ich nicht weiter Bleistifte spitzen. Wirklich erfüllend war diese Aufgabe nicht. Ich weiß, dass ich dort nichts und Niemanden ändern kann. Und das will ich auch gar nicht. So helfe ich jetzt da, wo am meisten Hilfe benötigt wird. Und das tue ich ohne schlechtem Gewissen, da ich ja eigentlich in der Klasse eingesetzt werden sollte. Bisher hat sich noch niemand beschwert.

Dieses Wochenende kam Linda nach Kitwe. Am Freitagabend hatte ich für Linda eine Überraschung geplant. Ich habe sie ins ‚Mona Lisa’ eingeladen. ‚Mona Lisa’ ist ein italienisches Restaurant hier in der Stadt. Der Chef ist Italiener und dementsprechend schmeckt gut das Essen dort.
Gesternmittag wollten wir uns dann mal den Markt hier in Kitwe angucken. Der ist rießig. Dort bekommt man echt alles. Wir waren mal wieder auf der Suche nach Chitenges. Wollen uns bald unseren ersten Dress nähen lassen. Natürlich wurden wir fündig. Bis zu den Chitengematerials hat uns meine ‚Mutter’ begleitet. Das war auch gut so. Denn der Markt ist für uns unüberschaubar. Kleine Gassen führen mitten in den Marktdschungel. Um da wieder raus zu finden, braucht man echt einen guten Orientierungssinn, oder man muss den Markt verdammt gut kennen.
In Mitten des Marktes kommt man dann von einem Extrem zum anderen. Damit meine ich sowohl den Duft, als auch das, was man zu sehen bekommt. In kleinen Gittern halten die so viele Hühner, dass sie sich fast stapeln, oder bereits leblos in der Ecke liegen. Das riecht man natürlich. Paar Meter weiter verkauft eine Frau ihr selbst angebautes Gemüse und zwischen all den Lebensmitteln liegt mittendrin ihr schlafendes Baby. Zwischen Tomaten und Zwiebeln.
Linda und ich sind total angespannt dadurch gelaufen. Die Taschen fest an uns geklemmt haben wir versucht uns durch die Gassen zu drängeln. Wir wollen es uns dann aber doch nicht nehmen lassen, noch einmal alleine über den Markt zu schlendern. Das ist der absolute Wahnsinn, was da los ist. Als wir alleine losgezogen sind, sind wir nicht durch die dichten Gassen im Inneren des Marktes gelaufen, sondern vorne an der Straße entlang. Grund dafür war wohl neben unserem schlechten Orientierungssinn auch eine Begegnung mit einem Typen, der Linda versucht hat, irgendwelche Bohnen in den Mund zu stecken. Wenn die Mutter nicht dabei gewesen wäre, dann wären wir den wahrscheinlich gar nicht los geworden. Aber auch an der Straße waren viele verrückte Typen unterwegs, die mir manchmal unheimlich erschienen sind. Da ja gestern Independent Day war, haben wir es mal darauf geschoben, dass sie uns total besoffen etwas aufdringlich wurden.
An der Straße gibt es viele kleine Hütten, denen alles Mögliche verkauft wird. Von Lebensmittel, über Hygieneartikel, bis hin zu Klamotten. Die Hütten sind dich aneinander gedrängt und aus jeder kommt eine andere Ohrenbetäubende Musik. Wenn man das noch Musik nennen kann!

Gesternabend wurden wir von der Gastfamilie in eine noble Lodge zum Essen eingeladen. Die Preise dort waren der Hammer und Linda und mir war das schon ein bisschen unangenehm. Nach dem wir alle bestellt hatten, ist die Mutter noch mal nach Hause gefahren. Wir vermuten, dass sie Geld geholt hat.

So, das war’s für Heute. Bis die Tage.

Twalamonana, Mwende bwino,
Eure Franzi

Sonntag, 18. Oktober 2009

Muli shani an alle zu Hause,

also Linda geht es wieder gut und so waren wir gestern Abend natürlich auf dem indischen Festival. Zusammen mit Lindas Nachbarin Prudenc sind wir dort hin gefahren. Auf einem riesengroßen Gelände waren Essensstände, Getränkestände und eine kleiner Basarstand aufgebaut, an dem wir uns unsere ersten sambischen Mitbringsel gekauft haben. Später gab es sogar ein halbstündiges Feuerwerk. Linda und ich haben uns riesig gefreut endlich mal weg gehen zu können und Leute zu treffen. Überhaupt erstmal Leute kennenzulernen. Und für den Anfang war das echt nicht schlecht. Dort waren so viele Menschen von überall her. Und wir haben es richtig genossen mal nicht die einzigen Weißen zu sein, die angestarrt werden. Da waren so viele Weiße, dass ich fast vergessen hätte, dass ich in Afrika bin.

Für nächstes Wochenende bekommen wir Besuch aus Mpika. Das ist mit dem Bus ungefähr 4 Stunden von Ndola entfernt. Susi haben wir auf dem Vorbereitungsseminar in Köln kennengelernt. Sie ist vor 8 Wochen genauso wie wir als Freiwilligendienstlerin nach Sambia gekommen. Mit ihr und Franzi (auch aus Mpika) planen wir gerade unseren ersten Urlaub im Dezember. Linda und ich werden mit dem Bus in die Hauptstadt Lusaka fahren. Dort wollen wir erst ein paar Tage alleine Urlaub machen, bis wir uns dann mit Franzi treffen. Gemeinsam fahren wir dann nach Mpika weiter. Franzi wohnt da im tiefsten Busch, was wir uns gerne für ein paar Tage anschauen würden. Die Weihnachtsfeiertage und über Silvester würden wir aber dann doch lieber irgendwo verbringen, wo was los ist. Denn da im Busch muss man zum telefonieren an einen Baum laufen, damit man Empfang bekommt und in die Stadt kommt man auch nur ein Mal in der Woche, wenn der Bus hält.
In Lusaka haben wir bereits ein schönes und günstiges Hostel für 12Dollar die Nacht gefunden. Ich denke, dort werden wir uns erstmal einquartieren. Alles andere sehen wir dann. Und wenn uns das Geld frühzeitig aus gehen sollte, dann müssen wir halt doch wieder zurück und verbringen die Tage entweder im Busch, oder in Lindas Bude  Hauptsache wir sind zusammen. Ganz egal Wo!

In unserem Reiseführer haben wir jetzt gelesen, dass es eine Zugstrecke zwischen Tansania und Sambia gibt. Die Fahrt dauert zwei Tage und kostet ca. 40 Euro. Linda und ich haben uns jetzt überlegt, dass wir nach unserem Zwischenseminar (und nach unserem Urlaub aus Sansibar) im Februar liebend gerne mit dem Zug unsere Heimreise nach Sambia antreten würden. Das wäre definitiv viel interessanter, als mit dem Flugzeug zu fliegen. Es ist sicher wahnsinnig spannend, was man von dem Zug aus alles sieht, und was man in dem Zug erlebt.

Eine andere Idee, die mir schon vor ein paar Wochen kam ist, dass wir uns im Laufe des nächstens Jahres für vielleicht zwei Tage in einem Compound einquartieren. Damit meine ich ein „Dorf“ von vier oder fünf Hütten, die im Kreis stehen. In der Mitte eine Feuerstelle und drum herum nur Busch. Kein Strom. Kein fließendes Wasser. Aber wirklich nur für zwei Tage. Das wär` doch super!? Ich hab das sofort einem von unseren Partnern hier vorgeschlagen und der findet auch, dass das `ne super Idee ist. Aber damit lassen wir uns noch bisschen Zeit…

Jetzt müssen wir erstmal hier, wo wir jetzt sind richtig ankommen. Ich habe das Gefühl, das sich der Alltag immer noch nicht eingeschlichen hat. Es ist ja auch ständig etwas anderes. Erst der Familienwechsel, dann die Malaria. Letzte Woche war ich es, diese Woche Linda.

Ich bin mir sicher die Zeit wird kommen.

Bis bald wieder. Twalamona, Eure Franzi

Freitag, 16. Oktober 2009

Was für `ne Woche…

Letzten Sonntag bin ich nach dem gemeinsamen Wochenende mit Linda wieder zurück nach Kitwe gefahren, Montagabend musste ich schon wieder zurück nach Ndola, um das Visum zu verlängern, Dienstagabend dann wieder zurück nach Hause und kaum war ich wieder in Kitwe, bin ich Mittwochnachmittag schon wieder mit dem Bus nach Ndola gefahren. Hätten wir das mal alles vorher gewusst…

Der Grund warum ich nun seid Mittwoch wieder bei Linda in Ndola bin ist, dass Linda am Dienstag im Krankenhaus positiv auf Malaria getestet wurde. Wie ich ja schon erzählt habe, wohnt sie hier alleine in einer kleinen Bude für Volonteers. Da sie hier niemanden hat, der sich um sie kümmern kann und ich bereits wusste, wie sie sich fühlen musste, habe ich nicht lange gewartet und bin sofort zu ihr gefahren. So habe ich gestern für sie/ für uns erstmal einen Großeinkauf im Shoprite gemacht und danach was leckeres für uns gekocht. Abgesehen davon, dass Linda zu schwach gewesen wäre sich selbst zu versorgen (einkaufen gehen, kochen und so), wollte ich ihr einfach Gesellschaft leisten, damit sie nicht so alleine in ihrer Bude ist… Linda fühlt sich bei weitem nicht so schlecht, wie ich mich letzte Woche. Vielleicht liegt es daran, dass sie früher den Test hat machen lassen und so ihre Medikamente früher nehmen konnte. Mein Arbeitgeber und auch Familie Shula, bei der ich wohne hatte dafür vollstes Verständnis.

Naja, große Pläne, was wir jetzt machen, haben wir nicht, weil Linda sich ja schonen soll. Allerdings ist sie mittlerweile schon wieder auf dem Weg der Besserung. Von ihrer Chefin haben wir Freikarten für ein Feuerwerk morgen Abend bekommen. In Ndola findet morgen ein indisches Festival statt und es wäre natürlich zu schön, wenn wir da hin gehen könnten. Also schonen wir uns heute noch mal ein bisschen, legen uns in die Sonne vors Haus, lesen, hören Musik, machen nen faulen und dann klappt das vielleicht morgen Abend auch mit dem Festival.

Ich berichte Euch am Sonntag, wie unser gemeinsames Wochenende in Ndola weiter verlaufen ist. Wir werden die nächsten Tage sicher nicht nur auf der faulen Haut liegen. Dafür ist es hier viel zu schön. Und außerdem gibt es noch sooooooo viel Ecken, die wir noch nicht erkundet haben!!!

Mittwoch, 14. Oktober 2009

„Faszination Sonne“

Ich muss Euch einfach noch einmal von dem krassen Sonnenuntergang hier erzählen. Das ist ein Sonnenuntergang, wie im Bilderbuch. Gestern bin ich extra etwas später nach Hause gefahren, um den Sonnenuntergang vom Bus aus zu sehen. Die Strecke nach Kitwe ist wie dafür gemacht. Fast wie Kino. Eigentlich noch besser. Definitiv viel besser. Alle um mich rum schlafen, nur ich bin die einzige, die voller Faszination an der Scheibe klebt. Naja, zu Hause bewundern wir ja auch nicht unsere Natur, weil wir’s einfach gewohnt sind. So geht’s denen hier wahrscheinlich auch…

Dienstag, 13. Oktober 2009

Wunderschönes Afrika…

Am Sonntag bin ich gegen 17Uhr mit dem Bus wieder nach Kitwe gefahren. Eigentlich wollte ich vor Sonnenuntergang wieder zu Hause sein, doch das hab ich nicht geschafft, weil ich zu spät los bin. Jetzt hab ich beschlossen immer um diese Uhrzeit meine Heimreise anzutreten, denn es war wunderschön…

Links und rechts von mir weiter, afrikanischer Busch. Grüne Landschaft. Natur. Nur ab und zu mal ein kleine Compound, mit ein paar wenigen Lehmhütten. Am Straßenrand sitzen Händler, die ihre Kupferware verkaufen. Menschen, die auf dem Weg nach Hause sind, laufen an der Straße entlang. Frauen tragen schwere Lasten auf ihren Köpfen und sehen dabei wunderbar entspannt aus. Darüber die afrikanische Sonne! Ich kann dabei zusehen, wie sie gerade untergeht. Fast so, als würde jemand an ihr ziehen. Für einen kurzen Moment sehe ich nicht hin, um das Lied in meinem MP3Player zu ändern. Dann ist sie hinterm Horizont verschwunden. In einen tiefen orange, fast rot hat sie den Himmel verfärbt. Es ist immer noch drückend warm, die Luft im Bus ist stickig. Neben mir die Leute schlafen, doch ich bin hellwach. Beseelt von dem so wunderschöne Afrika…:-)

Könnt ihr euch das vorstellen?

Heute bin ich schon wieder bei Linda. Gestern rief sie mich an, um mir zu sagen, dass ich so schnell wie möglich nach Ndola kommen muss. Unser Visum läuft morgen ab und wir mussten zum Imigration Office, um es zu verlängern. Schnell habe ich ein paar Sachen zusammen gepackt und bin sofort mit dem Bus nach Ndola gefahren. Linda hat mich an der großen Busstation abgeholt, so musste ich nicht alleine im Dunkeln durch die Stadt zu Lindas Wohnung laufen bzw. fahren. Ich bin gegen 19Uhr angekommen und um diese Zeit ist hier schon tiefste Nacht. Eigentlich sollte man dann als Musungu nicht mehr alleine durch die Gegend laufen, aber es war eine gute Übung. Und außerdem waren wir zu zweit.
Heute Morgen im Imigration Office haben wir dann doch ziemlich schnell die Verlängerung für unser Visum bekommen. Wieder nur für 30 Tage, da wir unsere Arbeitsgenehmigung aus Lusaka immer noch nicht haben. Erst wenn wir diese bekommen, haben wir automatisch ein Visum für das ganze Jahr. Das Problem bei der ganzen Sache ist, dass wir das so nur in den ersten 3 Monaten machen können. Wenn die Arbeitsgenehmigung nicht in den nächsten zwei Monaten kommt, dann müssen wir 1 Millionen Kwatcha bezahlen (ca. 160 Euro), um das Visa verlängert zubekommen. Bis wir das mal verstanden hatten…
Als wir fertig waren sind Linda und ich ins „Vanilla Bread“ zum frühstücken. „Vanilla Bread“ ist `klein Europa‘ mitten in der Stadt. Dort gibt es richtig leckeres europäisches Essen und der Cappuccino ist echt italienisch. Das Restaurant ist noch ziemlich neu. Von innen, wie von außen super modern eingerichtet. Johannes hatte es uns in unserer ersten Woche gezeigt. Afrikaner sieht man dort nicht sehr viel, dafür umso mehr Weiße.
Jetzt sitze ich mit Linda mal wieder im Internetcafe in Ndola und fahre um kurz vor 5wieder mit dem Bus zurück.

Sonntag, 11. Oktober 2009

Ich weiß grad wirklich nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen…

Als Erstes kann ich euch sagen, dass ich wieder richtig gesund bin. Am Freitag vor meiner Abreise war ich im Krankhaus. Dort wurde noch einmal ein Malariatest gemacht. Dieser war zum Glück negativ. Ich fühl mich wieder fit und hoffe, dass ich so schnell nicht mehr mit Malaria im Bett liege.

Nach dem Krankenhausbesuch bin ich dann wieder mit dem Bus nach Ndola zur Linda gefahren. Die Fahrt war ungewöhnlich lang. Man muss einfach Glück mit dem Bus haben, in den man steigt. Dieser Bus am Freitag ist mit 40km/h über die Landstraße getuckert und deshalb dauerte die Fahrt fast doppelt so lange als sonst. Es ist immer wieder ein kleines Abenteuer. Was man da alles erlebt und beobachten kann während so einer Busfahrt ist echt interessant. Zwar hatte ich noch keinen Typen im Bus, der die komplette Fahrt lautstark gebetet hat (so wie Linda) doch dafür habe ich am Freitag mitten in der Landschaft einen Baum entdeckt, der brannte. Und das bei 40 Grad in der Trockenzeit. Komischerweise sieht man das hier öfter. Wir fragen uns dann immer wie die das machen, dass sie dadurch nicht halb Sambia abfackeln. Vor zwei Wochen brannte es abends direkt vor Lindas Haus. In Deutschland hätten wir sofort die Feuerwehr gerufen, aber hier stört das scheinbar niemanden. Am nächsten Morgen sieht man dann nur noch verbrannte, stinkende Erde und Brandwolken. Andere Länder, andere Sitten.

Naja, jedenfalls bin ich gut bei Linda angekommen und wir haben uns natürlich ein super schönes, gemeinsames Wochenende in Ndola gemacht.
Unser Treffpunkt war ‚Shoprite’ (der größte Supermarkt in der Stadt). Da haben wir dann erstmal unseren gemeinsamen Wochenendeinkauf gemacht. Das ist zu unserem Ritual geworden. Den ersten Abend haben wir damit verbracht Gin Tonic zu trinken und uns von unserer Woche zu erzählen. Am Samstag sind wir schon ziemlich früh aufgestanden, so dass wir schon um 10:30Uhr am Hotelpool lagen. Das ist echt wie Urlaub da!!! Wir haben’s uns so richtig gut gehen lassen. Gesternabend sind wir dann mit Prudence (Lindas Nachbarin) ins Eastwing. Das ist eine echte afrikanische Open Air Bar. Mit Johannes (dem Praktikanten aus Diez) waren wir in unserer ersten Woche schon einmal dort. Die Musik ist gewöhnungsbedürftig, die gesamte Atmosphäre allerdings wunderbar schön afrikanisch. Ich könnte dort stundenlang sitzen und den Leuten beim Tanzen zusehen 

Heute Morgen sind wir dann das erste Mal mit dem Bus auf einem Markt gefahren. Masallamarket. Wir waren auf der Suche nach Stoffen. Als wir das erste Mal dort waren, damals noch mit unserer Mentorin Miss Saidi, haben wir uns unseren ersten Chitenge gekauft. Chitenges sind wunderschöne afrikanische Stoffe, die die Frauen sich hier um die Hüfte wickeln. Die Stoffe kommen aus Sambia, aber auch Tansania oder Kongo und leuchten in allen möglichen Farben und Mustern. Natürlich wurden wir fündig und nebenbei haben wir uns grad noch ein Paar neue Flipflops gekauft. Leider war auf dem Markt gar nicht so viel los. Wenn da erstmal Hochbetrieb ist, dann geht’s da richtig hektisch zu. Jeder will seine Ware verkaufen, alle reden laut durcheinander, und es wird gehandelt, bis jeder mit dem Preis einverstanden ist. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Trotzdem, ich liebe die Atmosphäre auf den Märkten. Noch mehr, wenn sie so voll sind, dass man fast nicht durch die Reihen kommt.

Direkt gegenüber von dem Markt ist die Einrichtung ‚St. Anthony’, in der ich ab Januar arbeiten soll. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um Hallo zu sagen und uns die Einrichtung von Innen anzuschauen. 124 Kinder. Teilweise Waisen, teilweise HIV infiziert und teilweise Kinder mit Behinderungen. Eine Frau hat uns in das Haus der Babys und in das der behinderten Kinder geführt. Ich bekam Gänsehaut, als ich die Kinder dort sah. Linda hat es keine 2 Minuten ausgehalten und musste sofort wieder das Zimmer der behinderten Kinder verlassen. Das war echt ein trauriger Anblick. Die werden dort wie Tiere in Käfigen gehalten. Teilweise liegen bzw. sitzen die Kinder/ Jugendliche zu zweit in einem Bett. Wie auch in der Einrichtung, in der ich im Moment bin ohne jegliche Reize um sich herum. Einige liegen in ihren Betten, starren an die Wand und sind nicht ansprechbar. Das ist echt der Wahnsinn. Mein Plan war es eigentlich, in der Zeit im ‚St Anthonys’ mit den behinderten Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, aber nach dem was ich da Heute gesehen habe, kann ich mir das echt nicht mehr vorstellen. Vielleicht fällt mir in den kommenden Monaten, bis Januar irgendetwas schönes ein, was ich mit diesen Kindern machen kann. Ich hoffe es.

So, das war’s erstmal wieder von mir.

Shalenipo

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Erste Malaria...

... aber alles halb so schlimm!!!
Heute ist Montag, der 5. Oktober und ich schreibe euch aus meinem Bett. Heute Morgen bin ich ins Krankenhaus gefahren, weil es mir seid gestern ziemlich schlecht geht. Übelkeit, Kopfschmerzen, Magenkrämpfe, Müdigkeit bis hin zu Schüttelfrost gestern Abend. Ich habe sofort an Malaria gedacht, doch die Mum hier sagte „Wenn du kein Fieber hast, dann kann es keine Malaria sein!“ Heute Morgen bestand ich dann darauf zu einem Arzt zu gehen, weil es immer noch nicht besser war und ich von ehemaligen Freiwilligen wusste, die auch ohne Fieber Malaria hatten. Die Krankheit wirkt sich bei Jedem anders aus. So ein Malariatest ist schnell gemacht. Das Blut wird untersucht und sehr schnell hat man dann das Ergebnis. In meinem Fall war es Malaria. Ohne Fieber! Wie gut, dass ich nicht auf die Mum hier gehört habe und sofort zum Arzt gegangen bin. Jetzt muss ich 3 Tage ein Notfallmedikament nehmen. Nach Beendigung der Behandlung muss ich dann noch einmal zum Arzt, um einen erneuten Bluttest zu machen. Dann wird geschaut, ob die Parasiten noch im Blut sind. Wenn sie weg sind ist alles wieder gut. Wenn man so eine Malaria schnell erkennt, das heißt, wenn man die Anzeichen wahrnimmt und erst nimmt, dann ist eine Malaria nicht mehr als eine Grippe. Wenn man dann auch noch die nötigen Medikamente hat, um diese Krankheit zu behandeln, dann braucht man sich keine Sorgen machen. Da ich die Anzeichen erkannt habe und meine Notfallmedikamente von Deutschland mitgebracht habe, braucht ihr euch also keine Sorge machen. Hinzukommt, dass mein Tropenmediziner aus Deutschland meinte, dass es keine Malaria sein könnte, weil die Malariaprophylaxe die ich nehme, zu 97% vor Malaria schützt. Naja, bleiben immer noch 3 % übrig und außerdem sagt ja eh jeder Arzt was anderes. Es ist jedoch erschreckend. Ich habe mich an alle Spielregeln gehalten: Moskitonetz, Antimückenspray, Malariaprophylaxe, lange Kleidung am Abend, und jetzt habe ich es doch. Gehört vielleicht einfach dazu…

Ich war sehr erleichtert als ich das Krankenhaus von Innen sah. Habe mir auf der Fahrt das Allerschlimmste ausgemahlt. Aber es war sauber und rein, die Nadel war steril und ich fand einen sehr (so hatte ich den Eindruck) kompetenten Arzt vor. Mit Malaria kennen die sich hier sicher alle sehr gut aus. Trotzdem tun die hier alle so, als hätte ich alles andere als Malaria. Die meisten lachen und sagen „Es ist nur Malaria“ Die Mutter sagt tausend mal am Tag „Jesus loves you. You will be fine!“ Super, das beruhigt mich ungemein!!!

Ich hoffe jetzt, dass ich schnell wieder fit werde. Seid gestern liege ich den ganzen Tag im Bett und schlafe, weil ich so müde bin.

Das tat mir auch bisschen leid für Linda, da sie ja übers Wochenende zu mir kam. Wir sind gestern Mittag trotzdem ins Schwimmbad, was der totale Reinfall war. Nicht nur, weil es mir total elend ging, sondern auch, weil der Pool mit seiner ganzen Umgebung nicht wirklich einladend war. Das einzig positive daran war, dass am laufenden Band das Album von Coldplay gespielt wurde J Das hat uns den Aufenthalt dort bisschen erträglicher gemacht. Wir haben uns gefühlt wie im Zoo. Alle möglichen Leute, die da waren haben uns angestarrt und wirklich sauber war es auch nicht. Nachdem wir uns aber in der Stadt sechs verschiedene Pools angeschaut hatten (es waren tatsächlich sechs verschiedene!!!) und jedes Mal dankend abgelehnten, und weiter fuhren, hatten wir uns letztendlich für diesen entschieden. Mitunter, weil ich auch kein Bock mehr hatte, länger nach einem Pool zu suchen, der unseren Ansprüchen entsprach. Ich hatte die Hoffnung aufgegeben einen so schönen Pool, wie in Ndola noch einmal zu finden.

Heute ist Mittwoch und ich schreibe euch aus dem Internetcafe.

Mir geht es etwas besser. So gut, dass ich eben ins Internetcafe laufen konnte. Eigentlich weiß ich, dass es unvernünftig ist. Ich musste einfach raus. Seid 4 Tagen liege ich in meinem Bett und schlafe. Im Moment bin ich einigermaßen fit und wollte die Chance nutzen, euch zu schreiben. Außerdem langweile ich mich, da ich ja auch nicht zur „arbeit“ gehen kann.

Also wie gesagt, ich bin auf dem Weg der Besserung und denke, dass ich Freitag wieder so gesund bin, dass ich übers Wochenende zur Linda nach Ndola fahren kann. Die Müdigkeit kommt wahrscheinlich von dem Malarianotfallmedikament. Das ist echt der Wahnsinn. Heute Morgen fühlte ich mich so müde und schlapp, dass ich fast am Frühstückstisch wieder eingeschlafen wäre. Am Freitagmorgen gehe ich noch mal ins Krankenhaus. Ich hoffe, dass der Arzt mir dann sagen kann, dass alles wieder in Ordnung ist.

Ansonsten kann ich leider überhaupt nicht mehr berichten, da ich, wie gesagt, die letzten 4 Tage nur in meinem Bett liege und nichts tue.

Nur eins! Die Mutter der Familie, bei der ich hier wohne hat heute Morgen auf dem Weg zur Schule ihrer Tochter ein Auto beobachtete, dass mitten auf der Straße sein ca. 2 jährigen Kind ausgesetzt hat. Sie erzählte, dass das Auto vor ihr fuhr, die Tür aufmachte, das Kind auf die Straße setzte und schnell wegfuhr. Zu schnell, um sich das Kenneichen zu merken. Der kleine Junge saß dann da schreiend auf der Straße und wurde von zwei älteren Schulmädchen zu einem Haus gebracht, wo das Tor offen stand. Keine Ahnung was jetzt mit dem passiert ist. Vielleicht sehe ich ihn im Waisenhaus, wenn ich wieder zur „Arbeit“ gehe…

Shalenipo

Samstag, 3. Oktober 2009

Mulishani,

ich melde mich das erste Mal aus einem Internetcafe in Kitwe.
Gestern ist Linda zu Besuch gekommen. Mit dem Bus hatte ich mich mit ihr an der Mainstation verabredet. Nach einer halben Stunde Suche nach Linda und mehreren Telefonaten haben wir festgestellt, dass wir an zwei verschiedenen Busstationen standen ;-) Kein Problem, wir haben uns dann, mit der Hife der lieben Sambier, gefunden. Aufregend war es trotzdem.
Zusammen sind wir dann gestern Nachmittag zu meine Arbeit. Hab Linda die Einrichtung gezeigt und sie war sichtlich geschockt. Recht hat sie! Nur ein Beispiel: Ein Mädchen sagte irgend etwas "schlimmes". Daraufhin ließ die Nonne sich von einem anderen Kind ein Messer bringen. Mit diesem riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiesen Brotschneidemesser hat die Nonne dann so getan, als wenn sie dem Mädchen die Lippen abschneidet. Ja, krass! Das Kind hat geschrien, wie am Spieß und ich stand fassungslos nebendran und konnte nicht merh tun, als das Mädchen zu trösten.
Nicht immer geht es so krass dort zu, aber gewöhnungsbedürftig ist die Arbeit schon.
Morgen machen Lindi und ich uns nochmal einen schönen Tag zusammen. Gehen zum Pool schwimmen und sonnnen :-) erkunden Kitwe zusammen...
Jetz muss ich schon wieder schluss machen, weil es draußen dunkel wird und ich nach Hause muss/ will. Linda uns ich backen heute Pizza für Family Shula...
Ich melde mich wieder, wenn es Neues zu berichten gibt. Dann nehme ich mir mehr Zeit... versprochen.
Shalenipo