Nach zwei gemeinsamen Wochen mit meiner Cousine Stefanie bin ich ab heute wieder alleine in Ndola.
Nach unserem gemeinsamen, wunderschönen und erholsamen Wochenendtrip konnte ich Stefanie in der vergangen Woche ein wenig von meinem Leben in Sambia zeigen. Morgens begleitete sie mich auf die Arbeit ins Waisenhaus, was mir die Arbeitsatmosphäre natürlich um einiges versüßt hatte. Eine kleine Spende meiner Tante machte es möglich, dass wir in Ndola zusammen auf Shoppingtour gingen, um ein paar Kleinigkeiten für die Kinder zu kaufen. Wir wurden fündig und mit voll bepackten Tüten kehrten wir zurück zu den Kindern. Neben einigen kleinen Spielsachen, wie Bälle, Autos, Duplo, Rasseln und einer Puppe kauften wir Trinkbecher, Beißringe für die Babys und etwas Bastelmaterial, um das Zimmer der Säuglinge etwas kindgerechter zu gestalten. Zum ersten Mal bekam ich für das was ich auf der Arbeit tue eine Art Anerkennung. Die Frauen haben sich über die Zimmergestaltung sehr gefreut und waren ehrlich begeistert. Ganz anders sah das natürlich mit den Trinkbechern aus. Ich finde es super praktisch und werde mich diesbezüglich weiterhin durchsetzten. Die Kinder waren natürlich hell auf begeistert. Sie kommen im Spiel total aus sich raus und sitzen nicht mehr nur passiv da. Das Geschrei und Geheule ist weniger geworden, weil sie sich jetzt einfach sinnvoll beschäftigen können. So, wie es Kinder eben tun sollten. Danke Gertrud, damit hast du den Kindern so viel Gutes getan!
Neben dem arbeiten im Waisenhaus, nahmen wir uns den ein oder anderen Tag frei, sodass ich Stefanie auch etwas außerhalb Ndola zeigen konnte. So sind wir letzte Woche Donnerstag mit Linda und ihrem Freund Sascha (der auch gerade zu Besuch hier ist) mit dem Bus nach Kitwe gefahren. Dort besuchten wir den großen Kitwemarkt, meine Gastfamilie, sowie meine alte Arbeitsstelle St. Martins.
Im Waisenhaus in Kitwe musste ich erfahren, dass mein kleiner Sohn Felix einige Tage zuvor verstorben ist. Nachdem er wochenlang Durchfall hatte, wurde er zu spät ins Krankenhaus gebracht. Dort kam jede Hilfe zu spät. Mein kleines Baby musste mit nur 17 Monaten sterben, weil diese Frauen nicht aufmerksam genug waren, um zu erkennen wie Ernst es um ihn war. Wie oft habe ich solche Situationen dort miterlebt. Doch ich war da und konnte mich nach langen Diskussionen immer durchsetzten, um das Schlimmste zu verhindern. Letzte Woche war ich nicht da. Vielleicht hätte ich es verhindern können. Vielleicht würde Felix jetzt noch leben, wenn ich in Kitwe geblieben wäre. Ganz bestimmt sogar. Es macht mich verdammt wütend, doch noch mehr macht es mich traurig. Felix war mein Baby! Zu Beginn meiner Zeit in Kitwe hatte er wie alle andern Kinder solche Berührungsängste gehabt. Das hatte sich bei ihm ganz schnell geändert. Er wurde zu meinem Muzungubaby, wie die Frauen ihn nannten. Er war mein Sohn und immer bei mir. Wenn ich etwas anderes zu tun hatte, dann lag er im Chitenge auf meinem Rücken. Ich hab ihm das Laufen beigebracht. Und ich hab ihm das Lachen beigebracht. Felix war für mich nicht irgendein Kind, er war mein Kind. In seinem kurzen Leben war ich wahrscheinlich die einzige, von der er Liebe und Zuwendung erfahren durfte. Sein Tod hat mich ziemlich mitgenommen. Etwas Schlimmeres hätte hier wohl nicht passieren können. So etwas wollte ich in meiner Zeit in Afrika niemals erleben. Und dann ausgerechnet mein kleiner Junge…
Diese ganzen kleinen Schicksalsschläge sind tragisch und oft nicht nachvollziehbar. Man fühlt sich hilflos und machtlos. Letzte Woche bekamen wir drei neue Kleinkinder. Alle HIV positiv! In Kitwe wurde letzte Woche ein Neugeborenes in einem Zementsack am Straßenrand gefunden. Jemand hatte es kurz nach der Geburt einfach dort ausgesetzt. Es hat überlebt. Sister Livia hat es im Waisenhaus aufgenommen.
Es war eine Woche voller Gegensätze. Die Zeit mit meiner Cousine war wunderbar. Ich habe es genossen ihr meine kleine Welt hier in Sambia zu zeigen. Trotz großer Trauer haben wir viel unternommen, viel gesehen und viel gelacht, weil sie mich ablenken konnte.
Bis bald
Liebste Grüße von eurer Franzi
Dienstag, 16. März 2010
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